Veröffentlicht am: 16.01.24
Teil-Indikationsgruppe | Verbrauch in Mio. DDD | ||||||||||
2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | |
COVID-19 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 58,14 | 36,07 |
Influenza | 13,23 | 13,44 | 13,15 | 12,29 | 12,25 | 12,30 | 13,39 | 14,16 | 19,53 | 19,47 | 17,06 |
FSME | 3,43 | 3,02 | 3,83 | 3,09 | 3,20 | 3,38 | 4,01 | 4,94 | 4,33 | 3,77 | 4,05 |
Herpes zoster | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,54 | 1,89 | 2,08 | 4,00 |
Pneumokokken | 2,75 | 2,94 | 3,01 | 3,01 | 3,22 | 3,24 | 3,39 | 3,58 | 5,18 | 3,83 | 3,20 |
Pertussis, Kombinationen mit Toxoiden | 1,56 | 1,67 | 1,96 | 2,00 | 2,37 | 2,98 | 2,22 | 2,28 | 2,33 | 2,37 | 2,23 |
Diphtherie-Pertussis-Poliomyelitis-Tetanus | 2,20 | 2,44 | 2,09 | 2,31 | 1,97 | 1,82 | 2,38 | 2,79 | 2,69 | 2,39 | 2,12 |
Diphtherie-HIB-Pertussis-Poliomyelitis-Tetanus-Hepatitis B | 2,06 | 2,16 | 2,12 | 2,38 | 2,61 | 2,66 | 2,66 | 2,65 | 2,45 | 2,13 | 1,99 |
Rotaviren | 0,12 | 0,20 | 0,84 | 1,03 | 1,17 | 1,21 | 1,21 | 1,23 | 1,22 | 1,25 | 1,18 |
Masern, Mumps, Röteln | 0,85 | 0,96 | 0,91 | 1,29 | 0,96 | 0,99 | 0,96 | 1,41 | 1,84 | 1,40 | 1,17 |
Meningitis | 0,82 | 0,78 | 0,78 | 0,74 | 0,82 | 0,85 | 0,85 | 0,93 | 0,93 | 0,93 | 0,91 |
Masern,Mumps, Röteln, Varizellen | 0,63 | 0,69 | 0,66 | 0,86 | 0,88 | 0,95 | 0,92 | 0,72 | 1,01 | 0,92 | 0,90 |
HPV | 0,64 | 0,65 | 0,67 | 0,78 | 0,80 | 0,70 | 0,70 | 1,31 | 1,36 | 1,18 | 0,89 |
Übrige Impfstoffe | 3,95 | 3,51 | 3,69 | 3,50 | 3,51 | 3,39 | 3,00 | 3,13 | 2,56 | 2,18 | 2,08 |
Impfstoffe gesamt | 32,2 | 32,5 | 33,7 | 33,3 | 33,8 | 34,5 | 35,7 | 39,7 | 47,3 | 102,0 | 77,9 |
COVID = Corona Virus Disease; Hib = Haemophilus influenzae b; HPV = Humanes Papillomavirus |
IIm Jahr 2022 wurden für Versicherte der GKV 77,9 Mio. Impfdosen verbraucht, 54,2 Mio. weniger als im Vorjahr. Im Mittel erhielt jeder Versicherte 1,1 Impfdosen. Impfstoffe gehören damit zu den selten verordneten Arzneimitteln. Vor dem Hintergrund, dass für die meisten Impfungen nur wenige Impfdosen im Leben erforderlich sind, werden Impfstoffe also eher häufig angewendet.
Im Jahr 2022 hat sich der Verbrauch von Impfstoffen im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel vermindert. Im betrachteten Zeitverlauf vor 2022 erreichte der Verbrauch erstmals 2007 einen Höchstwert von 47,6 Mio. Impfstoff, der durch Impfungen gegen FSME, Meningitis, Pneumokokken und HPV verursacht wurde. Danach ging der Impfstoffverbrauch wieder zurück und erreichte 2012 einen Tiefpunkt, um ab 2018 wieder anzusteigen. Bedingt durch die COVID-19-Impfung wurde 2021 der bislang höchste Verbrauch von Impfstoffen in Höhe von 102 Mio. Impfdosen beobachtet.
Ein starker Verbrauchsanstieg ist häufig auf Impfempfehlungen der STIKO zurückzuführen. Dies trifft z. B. zu für den Verbrauchsanstieg des Rotavirus-Impfstoffs 2013 und 2014 (RKI 2013) oder für den Herpes-zoster-Impfstoff (RKI 2018). Der Anstieg 2020 war größtenteils eine Folge der COVID-19-Pandemie und betraf vor allem die Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken, für die es Empfehlungen gegeben hatte. Ein weiterer Sondereffekt betraf die Zoster-Impfung: Hier hatte es bis Ende 2019 Lieferengpässe gegeben, sodass erst 2020 die Impfkampagne wirklich gestartet werden konnte.
Der starke Anstieg 2021 um fast 55 Mio. Impfdosen spiegelt den Verbrauch von COVID-Impfstoffen wider, die in Arztpraxen verabreicht wurden. Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit wurden im Jahr 2021 insgesamt 153,7 Mio. COVID-19-Impfungen durchgeführt (BMG 2022), d.h. ein Großteil der Impfungen wurde durch Impfzentren abgegeben.
Ein Blick auf die Teil-Indikationsgruppen zeigt, dass 2022 die COVID-Impfung mit 46 % den größten Anteil am Verbrauch von Impfstoffen hatte, die im ärztlichen Bereich (niedergelassene und Betriebsärzte) verabreicht wurden und entspricht 36 Mio. Impfdosen.
Rang zwei beim Impfstoffverbrauch nahmen mit 21,9 % die Influenzaimpfstoffe ein. Im betrachteten Zeitraum 2011–2022 lag das Verbrauchsmaximum für Influenza-Impfstoffe bei 19,5 Mio. Impfdosen im Jahr 2020 und war 2022 mit 17,1 Mio. Impfdosen deutlich geringer. Bis 2012 ging der Verbrauch von Influenza-Impfstoffen auf 13,2 Mio. Impfdosen zurück. Seitdem verlangsamte sich der Verbrauchsrückgang, und seit 2017 stieg der Verbrauch bis 2020 wieder. Der aktuell zu beobachtende Rückgang bei Influenzaimpfstoffen dürfte am wahrscheinlichsten auf eine gewisse „Impfmüdigkeit“ zurückzuführen sein.
An dritter Stelle in Bezug auf den Verbrauch lagen 2022 nahezu gleich auf die FSME- sowie die Herpes zoster-Impfstoffe. Der hohe Verbrauchsanteil der FSME-Impfung 9 % ist dadurch bedingt, dass für diese Impfung relativ häufig Auffrischimpfungen erforderlich sind, nämlich alle drei bis fünf Jahre. Der Verbrauch des Zoster-Impfstoffs hat sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Das Wachstum erklärt sich in erster Linie dadurch, dass zuvor der Impfstoff nicht in ausreichender Menge verfügbar war (Wegner 2021). Kumulativ beträgt der Verbrauch seit 2019 rund 8,5 Mio. Impfungen. Da für die Immunisierung zwei Impfungen erforderlich sind, hätten bisher rund 4,25 Mio. Menschen geimpft werden können. Dies entspricht rein rechnerisch zwar bisher nur einem Teil der insgesamt knapp 22 Mio. Menschen ab 60 Jahren, die in der GKV versichert sind, aber immerhin schon rund einem Viertel.
Deutlich zurückgegangen – um 16,4 % bzw. fast 0,63 Mio. Impfdosen – ist der Verbrauch von Pneumokokken-Impfstoffen. Der hohe Verbrauchsanteil dieser Impfstoffe von 4,1 % erklärt sich dadurch, dass für Säuglinge und Kleinkinder in der Regel eine dreimalige Impfung vorgesehen ist und Personen ab 60 Jahren mindestens einmal geimpft werden sollen (RKI 2016). Der starke Verbrauchsrückgang im Jahr 2022 ist wahrscheinlich ebenso wie bei der Influenzaimpfung auf eine geringere Impfbereitschaften bei älteren Menschen bedingt.
Ebenfalls hohe Verbrauchswerte zeigen weitere Impfungen, die entweder als Standardimpfungen im Impfkalender empfohlen werden und/oder bei denen die erforderliche Anzahl von Impfdosen relativ hoch ist. Viermal appliziert wird bei Säuglingen und Kleinkindern die Sechsfachkombination gegen Diphtherie, Haemophilus influenzae b (Hib), Pertussis, Poliomyelitis, Tetanus und Hepatitis B. Entsprechend finden sich hohe Verbrauchsanteile um die 2 %. Für Masern, Mumps, Röteln und Varizellen ist dagegen nur eine zweimalige Impfung vorgesehen, und dementsprechend findet sich ein geringerer Verbrauch.
Der Verbrauch von Impfstoffen mit Masernkomponente schwankte im Zeitverlauf: Im Jahr 2015, also dem Jahr, als Masernausbrüche erhebliche Medienreaktion nach sich zogen, stieg der Verbrauch stark an, danach pendelte sich der Verbrauch auf höherem Niveau ein als vor 2015. 2019 war erneut ein stärkerer Anstieg um über 0,2 Mio. Impfdosen (13 %) festzustellen, und 2020 stieg der Verbrauch von Masern-Impfungen sogar um 0,7 Mio. Impfdosen, d. h. um mehr als ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Dieser starke Anstieg steht sicher in Zusammenhang mit der neu geltenden Impfpflicht, die mit dem Masernschutzgesetz am 1. März 2020 auf den Weg gebracht wurde. 2021 und 2022 ging der Verbrauch zurück und erreichte 2022 mit 1,17 Mio. Impfdosen ein das immer noch über dem vor 2019 beobachteten lag.
Erwähnenswert ist außerdem, dass auch sich 2019 der Verbrauch von HPV-Impfstoff im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt hat und dieses Verbrauchsniveau auch 2020 bestehen blieb. 2019 stieg der Verbrauch, weil die STIKO die Impfung auch für Jungen empfohlen hat. Für das Jahr 2021 war ein gegenüber dem Vorjahr um 12% geringerer Verbrauch festzustellen (1,18 Mio. Impfdosen), 2022 wurden nur noch 0,89 Mio. verbraucht. Positiv anzumerken ist, dass bis zwischen 2011 und 2020 der Anteil vollständig gegen HPV geimpfter Mädchen im Alter von 15 Jahren von 27 auf 54 % angestiegen ist. Bei den Jungen lag die entsprechende Quote erst bei 17 % (RKI 2022).
Erwähnt werden soll an dieser Stelle auch die Impfung zur Prävention der Gürtelrose (Herpes zoster), die seit 2018 für Menschen ab 60 Jahren empfohlen wird. 2021 lag der Verbrauch mit knapp 2,1 Mio. Impfdosen um 10 % über dem Verbrauch des Vorjahres. Kumulativ beträgt der Verbrauch seit 2019 rund 4,5 Mio. Impfungen. Da für die Immunsierung zwei Impfungen erforderlich sind, hätten bisher rund 2,25 Mio. Menschen geimpft werden können. Dies ist bisher nur ein Bruchteil der insgesamt mehr als 21 Mio. Menschen ab 60 Jahren, die in der GKV versichert sind.