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Meilensteine bei den Diabetesmitteln A10 Antidiabetika Zu Diabetesmitteln gehören unterschiedliche Arzneimittel, die entweder die Insulinfreisetzung erhöhen oder durch andere Mechanismen den Blutzucker senken. Die Ausgaben der GKV für Antidiabetika lagen 2022 bei 3,12 Mrd. Euro.

Veröffentlicht am: 28.11.24

Bis 1940
  • 1923 extrahieren Banting und Best Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen von Hunden und Kälbern.
  • Seitdem therapeutischer Einsatz von Rinder- und Schweineinsulin beim Menschen
1941–1960
  • Zu Beginn der 1950er-Jahre Einführung von Tolbutamid, dem ersten antidiabetischen Sulfonylharnstoff
1961–1980
  • In den 1960er-Jahren Einführung der Biguanide. Die Wirkstoffe Buformin und Phenformin sind wegen gefährlicher Nebenwirkungen nicht mehr im Handel.
  • 1968 wird Metformin auf den Markt gebracht.
  • Anfang der 1970er-Jahre Einführung von Glibenclamid
1981–2000
  • Seit 1982 steht gentechnisch erzeugtes Humaninsulin zur Verfügung; nachfolgend Verdrängung von tierischen Insulinen.
  • 1983 Einführung der Alpha-Glucosidase-Hemmer
  • Ende 1990er Renaissance von Metformin (UKPDS-Studie)
  • 1996 kommt das erste Insulinanalogon auf den Markt.
  • 1999 Einführung der Glinide (Sulfonylharnstoffanaloga)
  • 2000 Begründung der Thiazolidindione (Glitazone)
2001–2010
  • 2007 werden die DPP-4-Hemmer (Gliptine) und die GLP-1-Rezeptor-Agonisten eingeführt.
2011-2020
  • 2012 wird der erste SGLT2-Inhibitor eingeführt.
  • 2018 Einführung des GLP-1-Rezeptor-Agonisten Semaglutid, dessen Anwendung zu einer relevanten Gewichtsabnahme führt
Seit 2021
  • 2023 Tirzepatid als erster GIP-/GLP-1-Rezeptor-Agonist

Die Therapie des Diabetes mellitus wurde möglich, nachdem es Banting und Best 1928 gelang, Insulin tierischen Ursprungs so zu extrahieren, dass es für den Einsatz beim Menschen geeignet war. Mit Verfügbarkeit von gentechnisch hergestelltem Humaninsulin 1982 wurden die tierischen Insuline verdrängt. 1996 wurde das erste Insulinanalogon eingeführt. Insulinanaloga sind Polypeptide – genau wie das körpereigene Insulin. Die Insulinanaloga unterscheiden sich geringfügig von diesem. Durch die künstlich herbeigeführten Änderungen bei Insulinanaloga wird vor allem die Wirkdauer verändert. Mittlerweile ist der Verbrauchsanteil von Insulinanaloga höher als der von Humaninsulin.

Ab den 1950er-Jahren begann die Entwicklung der anderen Antidiabetika. Metformin, einer der ältesten Wirkstoffe, ist heute weiterhin ein Mittel der Wahl bei Typ-2-Diabetes (NVL 2013). Die zwischen 1980 und 2000 eingeführten Therapieansätze der Alpha-Glucosidase-Hemmer, Glinide und Glitazone haben sich gegenüber den Sulfonylharnstoffen kaum durchsetzen können und sind heute von untergeordneter Bedeutung. Im Jahr 2007 wurden mit den DDP-4-Hemmern und Glucagon-like-Peptide (GLP)-1-Rezeptor-Agonisten zwei Therapieansätze eingeführt, die die Wirkung körpereigener Inkretine verstärken bzw. imitieren. Der Blutzucker wird dadurch in Abhängigkeit vom jeweiligen Blutzuckerspiegel gesenkt, und es kommt daher nicht zu therapiebedingten Hypoglykämien. Diese Therapieansätze haben inzwischen die Sulfonylharnstoffe, deren größter Nachteil die Gefahr von Hypoglykämien ist, in hohem Maße ersetzt.

Von der seit 2012 verfügbaren Gruppe der SGLT2-Inhibitoren wurden inzwischen mehrere Wirkstoffe eingeführt. SGLT2-Inhibitoren hemmen die Rückresorption von Glukose aus dem Harn und sorgen somit für eine vermehrte Ausscheidung von Glukose. Mittlerweile konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass SGLT2-Inhibitoren die Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen wie z. B. Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes senken können (Neal et al. 2019, Wiviott et al. 2019, Zinman et al. 2015). Auch die SGLT2-Inhibitoren führen nicht zu Hypoglykämien.

Mit dem 2018 eingeführten GLP-1-Rezeptor-Agonisten Semaglutid stand erstmals ein Wirkstoff zur Verfügung, der bei regelmäßiger Anwendung zu einer deutlichen Gewichtsreduktion führt und mittlerweile zusätzlich auch allein für diese Anwendung zugelassen wurde. Eine weitere Neuerung ist Tirzepatid, das sowohl auf die GLP-1-Rezeptoren als auch die für das für das glucoseabhängige insulinotrope Peptid GIP) bindet. Es wurde, wie Semaglutid, sowohl für die Behandlung des Typ-2-Diabetes und zusätzlich zur Unterstützung bei der Gewichtsabnahme unabhängig von einer antidiabetischen Therapie zugelassen.

In der aktuellen Nationalen Versorgungsleitlinie wird für die meisten Patienten mit Typ-2-Diabetes für die medikamentöse Therapie in erster Linie Metformin bzw. die Kombination von Metformin mit SGLT2-Inhibitoren (Gliflozinen) oder GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Glutiden) empfohlen (NVL 2023). Diese Empfehlungen werden in der Versorgung bereits seit einigen Jahren umgesetzt, wie sich an den strukturellen Änderungen des Antidiabetikaverbrauchs ablesen lässt.

Literatur

  • Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)
  • Nationale VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes – Langfassung. Version 3.0. 2023 [cited: 2024-11-28]. DOI: 10.6101/AZQ/000503. www.leitlinien.de/diabetes